In der Wohn- und Lebensgemeinschaft ist immer SAISON
Nachrichten aus unserem Dorf
Ein Jahr zum Feiern!
Am 4. Juni 2004 wurde nach rund 30-monatiger Bauzeit in drei Bauabschnitten die „Lebensgemeinschaft am Elstertal“ für 100 Menschen mit geistiger Behinderung offiziell eingeweiht und eröffnet. Demzufolge feiern wir im Jahr 2024 unser 20-jähriges Jubiläum. Nicht zu vergessen: Im Januar 1999 übernahm die Volkssolidarität Leipziger Land / Muldental e.V. die Trägerschaft des ehemaligen Heimbereiches des Fachkrankenhauses für Psychiatrie und Neurologie Altscherbitz und schuf somit die Grundlage für den Erhalt der Einrichtung. Im Grußwort anlässlich der Einweihung der Wohn- und Lebensgemeinschaft schrieb der damalige Ministerpräsident des Freistaates Sachsen, Georg Milbradt, dazu: „Es ist gelungen, einerseits die über 120-jährige Geschichte der Betreuung behinderter Menschen am Standort zu würdigen und damit auch fortzusetzen und anderseits die Lebensverhältnisse der Bewohner entscheidend zu verbessern, zeitgemäßen Anforderungen anzupassen und die Einrichtung für einen viel versprechenden Weg in die Zukunft vorzubereiten.“ Aus der Baugeschichte der Lebensgemeinschaft am Elstertal noch einige Betrachtungsweisen: Der symbolische Spatenstich wurde am 12.05.2001 durchgeführt – entsprechend konnte der Neubau und die Sanierung der Gründervillen in drei Bauabschnitten begonnen werden. Die Bewohner der Einrichtung wurden während der gesamten Bauzeit in der Wohngemeinschaft weiter betreut. Dies war eine besondere Herausforderung für alle Beteiligten.
Im ersten Bauabschnitt wurden die Neubauten („Die bunten Häuser“) realisiert, der zweite Bauabschnitt umfasste die Sanierung der denkmalgeschützten Villen, und in der letzten Etappe kam es zur Instandsetzung der Gebäude für Verwaltung und Gemeinschaftsleben. Bei so einem großen Bauprojekt ist man vor Überraschungen nicht gefeilt. Trotzdem konnten alle Höhen und Tiefen dieser abenteuerlichen Epoche gemeistert werden. In unserer täglichen heil- und sozialpädagogischen Arbeit ist es sehr wichtig, dass wir uns über unser eigens Menschenbild bewusst sind und dieses stets aufs Neue reflektieren. Es ist die Grundvoraussetzung für alle getroffenen Einschätzungen und jegliches Handeln. Nicht die Höchstleistung kann dem Leben einen Sinn geben, sondern die Erkenntnis, dass jeder Mensch in seiner Persönlichkeit eine Gabe besitzt, die es gilt zu bewahren und zu fördern. Die Adressaten unserer Angebote in der Wohn- und Lebensgemeinschaft sind erwachsene Menschen mit Behinderung. Wir begegnen ihnen mit einem ihrem Aller angemessenen Respekt und akzeptieren grundsätzlich die Individualität und Selbstbestimmung jedes einzelnen Bewohners der Gemeinschaft. Selbstverständlich feiern wir gern im „Dorf“ das Leben und möchten dieses Jubiläumsjahr entsprechend gestalten. Unser Benefizkonzert zum Jubiläum findet am 5. Mai 2024 in der Altscherbitzer Kirche statt. Musikalische Gäste u.a. der Chor der Villa Musenkuss „Molto Vocale“, das Merle-Trio oder das Wolkentramper-Ensemble werden das Publikum verzaubern. Auch der kleine Chor der Wohn- und Lebensgemeinschaft probt für diesen Auftritt schon kontinuierlich. Das traditionelle Sommerfest in der Gartenlandschaft am Elstertal wird am 7. Juni 2024 stattfinden und unter dem Motto „Seit 20 Jahren merkwürdig und kein bisschen leise“ stehen. In unserer gegenwärtigen Arbeit wird deutlich, dass sich die Wohn- und Lebensgemeinschaft immer wieder den Veränderungen in der Gesellschaft stellen muss. Ein Schwerpunkt bildet in den nächsten Jahren weiterhin die Umsetzung des Bundesteilhabegesetztes im Sinne einer heil-und sozialpädagogischen Verantwortung. An dieser Stelle gilt es die gewonnen jahrzehntelangen Erfahrungen zu nutzen und möglichst nuanciert für Menschen mit geistiger und mehrfacher Behinderung im Hinblick auf ein bedarfsorientiertes Wohnen in der Gemeinschaft sowie in der eigenen Häuslichkeit anzuwenden.
Gern möchte ich dazu Hans-Dieter Schütt zitieren: Seiner Zeit voraus ist, wer ihr nicht nachrennt.
Mario Kulisch
Die CHORiFEEN sind da!
Seit September 2022 gibt es in unserer Wohn- und Lebensgemeinschaft einen Chor. Wir treffen uns dienstags alle 2 Wochen um 10.00 Uhr zur Probe in der „Kaffeekanne“. Wir singen Volkslieder, Schlager, Geburtstags- und Weihnachtslieder und alles andere, was uns gefällt.
Wir sind 11 Sänger und vor Auftritten kommen noch 4 Sänger aus den Werkstatthäusern dazu. Beim Adventsmarkt treten wir auf, singen bei Geburtstagen in unserer Wohn- und Lebensgemeinschaft und im Mai gibt es die Premiere zum Benefizkonzert in der Altscherbitzer Kirche.
Wir sind dann immer aufgeregt, aber es macht Spaß und man ist stolz, wenn man es geschafft hat. Wer noch mitsingen möchte ist herzlich willkommen!
Daniela und Antje
Der Fotozirkel stellt sich vor
Seit fünf Jahren gibt es nun in der Wohn- und Lebensgemeinschaft am Elstertal die interne Werkstatt „Fotozirkel“. Dies war für mich als Kulturpädagogin und Hobbyfotografin ein Herzenswunsch. Als feste Gruppe von derzeit drei Leuten treffen wir uns 14-tägig mittwochs. Zu den Fotokünstlern gehören zwei Bewohner aus Haus Gelb und einer aus Haus Blau.
Begonnen haben wir mit Rundgängen in unserer schönen Wohnstätte, mit ganz einfachen Fotoapparaten. Mit wachem Auge fotografierten wir unsere vielen verschiedenen Bäume, die liebevoll angelegten Blumenbeete und tollen Backsteinhäuser. Anfangs waren die Bewohner noch sehr aufgeregt, die Fotografien daher sehr wackelig und unscharf. Aber Übung macht ja bekanntlich den Meister! Und so hat sich die Bildqualität sehr zum Positiven verändert, worauf ich sehr stolz bin.
Fotografie ist für uns Kunst, Handwerk und Entspannung gleichermaßen und mehr als nur „auf den Auslöser drücken“. Zum Fotografieren braucht man Zeit, und die nehmen wir uns. Wir genießen die Ruhe, die frische Luft, sind viel achtsamer geworden und können uns mehr auf Details fokussieren, was sich in den Fotos widerspiegelt. Mittlerweile hat auch jeder eine Digitalkamera, so dass wir uns die Fotos im Anschluss gleich groß auf dem Bildschirm ansehen können. Dabei ist es für mich immer sehr herzerwärmend, mit wie viel Stolz und glücklichen Gesichtern meine Fotokünstler ihre Motive zeigen. Besonders toll ist natürlich auch, dass die Fotos gleichzeitig eine schöne Erinnerung an unsere gemeinsamen Momente sind. So können sich meine Künstler jährlich einen eigenen Fotokalender aus ihren Fotos gestalten. Verschiedene Motive haben wir auch schon in Form von Karten zu unserem Ostermarkt, Sommerfest und Adventsmarkt gegen eine Spende angeboten. Und auch in unserer internen Zeitschrift „Saison“, der Jahresausgabe „Wörter im Wind“ oder der monatlichen Kolumne unseres Einrichtungsleiters Mario Kulisch im „Schkeuditzer Boten“ gibt es regelmäßig Fotos und/oder Berichte von uns.
Da wir in der glücklichen Lage sind, in unserer Nähe den grünen Auenwald zu haben, sind wir auch dort viel unterwegs. Aber auch auf dem gegenüberliegenden Gelände des Altscherbitzer Krankenhauses haben wir schon schöne Motive gefunden. Größere Ausflüge traten wir in den Schlosspark Lützschena, an den Auensee Leipzig, den Wörlitzer Park, Südpark Merseburg und auf die Rudelsburg an.
Auch an Portraitfotografie haben wir uns herangewagt. Unsere letzte Ausstellung „SO ODER SO“ hing sogar letztes Jahr im Rathaus Schkeuditz. Auch sind wir im engen Kontakt mit dem KulturKreis Schkeuditz e.V., so dass wir sicher noch viele Ausstellungsmöglichkeiten (u.a. zu den jährlichen „Schkeuditzer Kulturtagen“) bekommen. Das freut uns sehr und stärkt natürlich das Selbstbewusstsein der Bewohner.
Wir hoffen, dass der Akku hält und wir noch lange die Möglichkeit für diese schöne Kunstform nutzen können.
Dipl.-Kulturpädagogin Kathrin Bender
Mitarbeiterin im Förder- und Tagwerksbereich